Kinder von Alkoholabhängigen

In Familien mit Alkoholproblematik gibt es für die Kinder kaum Aufmerksamkeit. Der süchtige Elternteil kreist mit seinen/ihren Gedanken um den Alkohol. Der andere Elternteil kreist mit seinen/ihren Gedanken um den Süchtigen. Die Bedürfnisse der Kinder fallen dabei häufig unter den Tisch. Sie fühlen sich für ihre Eltern verantwortlich und übernehmen früh Aufgaben, für die sie noch viel zu klein sind. Sie erledigen z. B. den Haushalt, versorgen jüngere Geschwister, kontrollieren den Alkoholkonsum des süchtigen Elternteils, besorgen Alkohol oder gießen Alkohol in den Abfluss. Oft verhalten sich die Kinder, als wären sie die Eltern ihrer Eltern.
In einer alkoholkranken Familie ist nichts sicher
Wenn Zuneigung und Aufmerksamkeit davon abhängig sind, ob und wie viel der alkoholkranke Elternteil getrunken hat, wird die Unsicherheit zur oft einzigen Konstante im Leben der Kinder. Alkoholiker*innen lieben ihre Kinder. Da sie aber aufgrund ihrer Krankheit starken Stimmungsschwankungen unterliegen, können sie ihren Kindern oft nicht die Verlässlichkeit und emotionale Zugewandtheit bieten, die sie für ihre gesunde Entwicklung brauchen. Die Kinder erleben emotionale Wechselbäder, durch die sie stark verunsichert werden. Wie Seismografen versuchen sie, jedes Anzeichen für eine drohende Stimmungsschwankung zu erkennen und sich darauf einzustellen. Letztlich sind sie aber der Unberechenbarkeit der Familiensituation ausgeliefert.
Kinder aus alkoholkranken Familien sind eine Hochrisikogruppe für Sucht
Häufig führen die in der Kindheit verinnerlichten Gebote, Überlebensstrategien und Rollenmuster wiederum in die Sucht: Etwa ein Drittel der Kinder aus alkoholkranken Familien (Children of Alcoholics/Addicts = COAs) werden als Erwachsene selbst stofflich abhängig. Ein Drittel (teilweise überlappend mit dem ersten Drittel) entwickelt psychische oder soziale Störungen. Das letzte Drittel trägt augenscheinlich keine Beeinträchtigungen davon. Doch fällt es auch diesen Erwachsenen Kindern alkoholkranker Eltern oft schwer, z.B. Ihren Platz in der Arbeitswelt zu finden und nahe Beziehungen einzugehen. Sehr häufig suchen sie sich eine/n suchtkranke/n Lebenspartner*in und wiederholen so die aus der Herkunftsfamilie gewohnten Beziehungsmuster.
Sichere Beziehungen machen Kinder widerstandsfähig
Bei der Suche nach Wegen, COAs zu helfen, hat sich die Wissenschaft vor allem auf die Untersuchung jenes Drittels der Kinder konzentriert, die trotz widriger Umstände ein hohes Maß an Widerstandsfähigkeit (Resilienz) entwickeln. Der wichtigste Faktor, der die Resilienz von Kindern fördert, ist das Vorhandensein sicherer Beziehungen zu anderen erwachsenen Bezugspersonen. Das kann eine liebevolle Großmutter sein, ein Onkel, Menschen aus der Nachbarschaft, Lehrer*innen oder Erzieher*innen, Sporttrainer*innen oder Jugendgruppenleiter*innen. Das Wichtigste, was COAs brauchen, ist Aufmerksamkeit, ein offenes Ohr, ein offenes Herz und Liebe.
Mehr Informationen über Kinder in alkoholkranken Familien halten wir hier für Sie zum Herunterladen bereit.
Kinder in alkoholkranken Familien NACOA Infoblatt
Rollenmuster von Kindern aus Suchtfamilien NACOA Infoblatt
Lebensgeschichten von Kindern aus alkoholkranken Familien NACOA Infoblatt