Forschung

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Aktuelle Forschung

Kinder suchterkrankter Eltern sind in den vergangenen Jahren verstärkt als Risikogruppe für Entwicklungsbelastungen in den Fokus von Forschung und Praxis gerückt.¹

Eine elterliche Suchterkrankung jeder Art stellt eine enorme Bedrohung für das Wohlbefinden und die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dar. Es muss davon ausgegangen werden, dass in Deutschland mindestens 3 Millionen Kinder und Jugendliche mindestens ein suchtkrankes Elternteil (Alkohol, illegale Drogen und Glücksspiel zusammengerechnet) haben – die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher!² Darüber hinaus wird geschätzt, dass etwa 6 Millionen Erwachsene als Kinder in suchtbelasteten Familien aufgewachsen sind.³ 
Die hohe Zahl der Betroffenen macht deutlich, dass der Handlungsbedarf seitens Politik und Forschung dringend ist, um eine Verbesserung der Lebensrealität dieser Kinder und Jugendlichen zu erwirken. 

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht zu aktuellen und kürzlich abgeschlossenen empirischen Studien und Forschungsprojekten rund um die Themen Früherkennung, Prävention, Hilfestellungen und Behandlung sowohl für suchtkranke Eltern als auch ihre Kinder. Die Übersicht beschränkt sich auf den deutschsprachigen Raum und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 
 

Aktuell laufende Forschungsprojekte

ISM Mainz

Laufzeit: 01/2022 - 12/2024
ISM Mainz: Modelle guter Praxis für kommunale Gesamtkonzepte zur Verbesserung der Unterstützung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern 

Dieses Modellprojekt begleitet drei Pilotkommunen in Rheinland-Pfalz im Aufbau und der dauerhaften Einrichtung kommunaler Gesamtkonzepte zur Unterstützung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern und ihren Familien.

Informationen zu dem Projekt finden Sie unter https://www.kommunale-gesamtkonzepte-kpse.de/das-modellprojekt.html

Salto

Laufzeit: 05/2020 - 12/2022

SALTO ist ein Präventionsprojekt für Kinder und Eltern aus Familien mit Suchtproblemen. Die Landesstelle für Suchtfragen hat zur Förderung des Projekts in Baden-Württemberg einen Kooperationsvertrag mit der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg geschlossen. Die wissenschaftliche Begleitung wird durch das Ministerium für Soziales und Integration aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg gefördert. Das Projekt findet an fünf ausgewählten Projektstandorten in Baden-Württemberg statt.
Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie unter: https://lss-bw.de/projekte/

ChimpsNet

Chimpsnet – entwickelt und prüft neue familienbasierte, therapeutische Interventionsmaßnahmen. Aktuell findet die Einführung vier neuer Versorgungsmodelle (CHIMPS-P, CHIMPS-MFT, CHIMPS-T und i-CHIMPS) unter wissenschaftlicher Begleitforschung statt. Hierbei werden Wirksamkeit und Qualität der neuen Versorgungsformen im Hinblick auf eine Integration in die Regelversorgung geprüft.

Aus dem Projekt ist zudem das Manual „Kinder und ihre psychisch kranken Eltern – Familienorientierte Prävention – der CHIMPs-Beratungsansatz“ hervorgegangen.

Informationen zu dem Projekt sowie eine Verlinkung zu dem Manual finden Sie unter https://www.chimpsnet.org/

ZI

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit - STARKE
Suchttherapeutisches Akutprogramm zur ressourcenorientierten Kompetenzstärkung in der Erziehung

Bei STAERKE handelt es sich um ein neuartiges klinisches Versorgungsangebot für suchterkrankte Eltern, das derzeit - in der Implementierungsphase - wissenschaftlich evaluiert wird. 
Wer als Mutter oder Vater durch eine Suchterkrankung belastet ist, fühlt sich oft auch mit der Erziehung seiner Kinder überfordert. Herausforderungen und Probleme im Familienalltag können es zusätzlich erschweren, den Alkohol- oder Drogenkonsum zu reduzieren oder abstinent zu bleiben. Mit dem Therapieangebot für suchterkrankte Eltern mit Kindern im Alter bis 12 Jahre wird diesen geholfen, mehr über sich und ihre Erziehung zu erfahren, hilfreiche Strategien für den Familienalltag zu finden und Unterstützung bei der Behandlung der Suchterkrankung zu erhalten. In Einzel- und Gruppentherapiesitzungen werden Strategien vermittelt, die helfen, Stress in der Erziehung und im Alltag besser zu bewältigen. Es werden Informationen über die Entwicklung der Kinder bereitgestellt und der Umgang mit Verlangen nach Alkohol und Drogen thematisiert. Ziel des Programms ist es, Hilfen in der Erziehung zu bieten und eine Abstinenz zu erreichen oder zu sichern. Das Programm dauert 6 Monate. 

Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie unter:

 

Abgeschlossene Forschungsprojekte

 

IKJ

IKJ Mainz: Steuerungswissen und Handlungsorientierung für den Aufbau effektiver interdisziplinärer Versorgungsnetzwerke für suchtbelastete Familien

Stand: 2022
In diesem Projekt wurde untersucht, unter welchen Struktur- und Rahmenbedingungen der Aufbau einer funktionalen, interdisziplinären Versorgung gelingen kann. Es wurde evaluiert, inwiefern das Konzept der kooperativen Leistungserbringung zwischen Jugend- und Suchthilfe in der Praxis suchtbelastete Eltern und deren Kinder wirksam unterstützt. Das Ziel war das Erlangen von Steuerungswissen und einer evidenzbasierten Handlungsorientierung, um bundesweit bedarfsgerechte Versorgungsnetzwerke zu implementieren sowie die Weiterentwicklung der wirksamen, interdisziplinären Leistungserbringung. 

Ein vorläufiger Abschlussbericht steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://jugendhilfe-suchthilfe.de/

FASD Kompetenzzentrum

Deutsches FASD Kompetenzzentrum Bayern

Stand: 2021
Das BMG und die Landesregierung Bayern förderten gemeinsam den Aufbau eines „FASD-Kompetenzzentrums“ in München. Ziel des Projekts war die Verbesserung der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit FASD. Dabei sollten die Früherkennung der Kinder verbessert, Therapiemaßnahmen entwickelt, ein Versorgungspfad erstellt und das Wissen der multiprofessionellen Teams gesteigert werden. Alle Teilbereiche wurden wissenschaftlich evaluiert.

Der Abschlussbericht ist auch in Kurzfassung erhältlich und steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/details/abschlussbericht-deutsches-fasd-kompetenzzentrum-bayern.html

ISM Mainz

ISM Mainz: Modelle guter Praxis für kommunale Gesamtkonzepte zur Verbesserung der Unterstützung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern

Stand: 2021
In dieser kommentierten Übersicht fasst das Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH Ergebnisse einer eigenen Recherche aus dem Jahr 2020 zusammen, in der einschlägige Beispiele guter Praxis für kommunale Gesamtkonzepte identifiziert und ausgewertet wurden.

Hervorgegangen ist aus dem Projekt die Handreichung des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH, welche sich an alle interessierten Kommunen richtet, die ein interdisziplinär ausgerichtetes, kommunales Gesamtkonzept zur Unterstützung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern neu entwickeln möchten oder die bereits bestehenden Ansätze in ihrem Einzugsbereich zur Unterstützung der Zielgruppe systematisch reflektieren und/oder eine leistungsbereichsübergreifende Zusammenarbeit aufbauen oder neu ausrichten möchten. 

Die Handreichung sowie die „Kommentierte Übersicht zu Modellen guter Praxis“ stehen unter folgendem Link zum Download bereit: https://www.kommunale-gesamtkonzepte-kpse.de/materialien/handreichungen-des-ism.html

SHIFT

Stand: 2021
Shift plus ist ein Gruppenprogramm für drogenabhängige Eltern mit Kindern zwischen 0 und acht Jahren. Ziele der Intervention sind die Stärkung der elterlichen Kompetenzen und Familienresilienz sowie die Förderung bzw. Stabilisierung von Substanzabstinenz und der Inanspruchnahme weiterer Hilfen. Die Maßnahme spricht Eltern unabhängig von der konsumierten illegalen Substanz an und bezieht Angehörige incl. Kinder mit in die Intervention ein, um eine nachhaltige Verbesserung der Familiendynamik zu erreichen. 

Der Abschlussbericht ist auch in Kurzfassung erhältlich und steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/details/shift-plus-weiterentwicklung-und-evaluation-des-suchthilfe-familien-trainings-fuer-drogenabhaengige-eltern.html

Aus dem Projekt hervorgegangene und hier zitierte Publikationen:

Klein, M., Moesgen, D. & Dyba, J. (2019). SHIFT – Ein Elterntraining für drogenabhängige Mütter und Väter mit Kindern zwischen 0 und 8 Jahren [Parental Training Program for Drug Dependent Mothers and Fathers with Children from 0 to 8 Years of Age]. Göttingen: Hogrefe.

Dyba, J., Moesgen, D., Klein, M., Pels, F. & Leyendecker, B. (2019). Evaluation of a family-oriented intervention for methamphetamine-involved mothers and fathers – The SHIFT Parent Training. Addictive Behaviors Reports 9.

TU Dresden

Evaluation des bedarfsorientierten, interdisziplinären  und systemübergreifenden „Dresdner Versorgungspfad Crystal“

Stand: 2020
Mit dem „Dresdner Versorgungspfad Crystal“ hat die TU Dresden eine interdisziplinäre Versorgungsstruktur in der Praxis evaluiert, die sich an methamphetamingebrauchende Mütter und Schwangere richtet. Mit dem Projekt wurde ein Implementierungshandbuch entwickelt, dass die Umsetzung auch in anderen Regionen Deutschlands und für Konsument:innen anderer Substanzen ermöglichen soll. Das Projekt bietet ein bedarfsorientiertes, interdisziplinäres und systemübergreifendes Versorgungskonzept für drogenkonsumierende Schwangere und Mütter nach der Geburt. 

Der Abschlussbericht ist auch in Kurzfassung erhältlich und steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/details/evaluation-des-bedarfsorientierten-interdisziplinaeren-und-systemuebergreifenden-dresdner-versorgungspfad-crystal.html

schulterschluss-logo

Stand: 2019
Das Ziel des Projektes in Bayern ist die Verbesserung der Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien auf regionaler Ebene. Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist der Fokus auf Kooperationsbeziehungen zwischen Jugend- und Suchthilfe. Auf Basis dieser Hilfenetzwerke zwischen Jugend- und Suchthilfe sollten Frühinterventionsstrategien sowie weitere präventive Angebote für betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien implementiert werden, um Kindeswohlgefährdungen verhindern zu können. Das Projekt orientiert sich dabei an dem Vorbild aus Baden-Württemberg:
 „Als gemeinsames Projekt der Landesstelle für Suchtfragen, des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) und der Verbände der Liga der freien Wohlfahrtspflege wurde Schulterschluss entwickelt, in den Jahren 2013 bis 2015 durchgeführt und durch das Land Baden-Württemberg finanziert. Während der 20-monatigen Laufzeit erarbeiteten über 500 Fachkräfte aus der Sucht- und Jugendhilfe an 28 Standorten regionale Strategien für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Die Evaluation des Projektes durch das Deutsche Institut für Sucht- und Präventionsforschung (DiSuP), Katholische Fachhochschule Köln zeigt vielversprechende Ergebnisse“*.

*aus: https://www.schulterschluss-bayern.de/idee.html

Der Abschlussbericht steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://www.schulterschluss-bayern.de/fileadmin/user_upload/schulterschluss_Abschlussbericht-2-2019.pdf

Trampolin - Logo

Stand: 2012
Mit dem Modellprojekt „Trampolin“ wurde ein Gruppenprogramm für 8-12-jährige Kinder aus suchtbelasteten Familien entwickelt und erprobt. Das aus dem Projekt hervorgegangene Manual schließt eine gravierende Lücke in der deutschen Präventionslandschaft, indem es eine standardisierte, niedrigschwellige, wissenschaftlich evaluierte Präventionsmaßnahme für die hoch belastete und in ihrer Entwicklung gefährdete Zielgruppe der Kinder suchtkranker Eltern bietet.

Der Abschlussbericht ist auch in Kurzfassung erhältlich und steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/publikationen/details/trampolin-konzeption-und-evaluation-eines-modularen-praeventionskonzepts-fuer-kinder-aus-suchtbelasteten-familien.html

Aus dem Projekt hervorgegangene und hier zitierte Publikationen: 

Haevelmann, A., Bröning, S., Klein, M., Moesgen, D., Wartberg, L. & Thomasius, R. (2013). Empirische Qualitätssicherung in der Evaluation des Gruppenangebots „Trampolin“ für Kinder aus suchtbelasteten Familien [Empirical Quality Assurance in the Evaluation of „Trampoline“ – A Group Intervention for Children of Substance-Abusing Parents]. Suchttherapie 14, 128 – 134.

Klein, M., Moesgen, D., Bröning, S. & Thomasius, R. (2013). TRAMPOLIN. Kinder aus suchtbelasteten Familien entdecken ihre Stärken. Ein Präventionsmanual [TRAMPOLINE. Children of addicted parents discover their strengths. A prevention manual]. Göttingen: Hogrefe.

Bröning, S., Moesgen, D., Klein, M. & Thomasius, R. (2012). Ressourcenorientiertes Arbeiten mit Kindern aus Suchtfamilien. Das Beispiel „Trampolin“ [Resources oriented prevention for children of addicted parents. The example of “Trampoline”]. Psychotherapie im Dialog 13, 44 – 48. 

Bröning, S., Wiedow, A., Wartberg, L., Ruths, S., Haevelmann, A., Kindermann, S.S., Moesgen, D., Schaunig-Busch, I., Klein, M. & Thomasius, R. (2012). Targeting children of substance-using parents with the community-based group intervention TRAMPOLINE: A randomised controlled trial - design, evaluation, recruitment issues. BMC Public Health 2012, (12) 223.

Klein, M. (2012b). TRAMPOLIN – Ein Bundesmodellprojekt zur Prävention für Kinder suchtkranker Eltern [TRAMPOLINE – A Federal Best Model of Prevention for Children of Addicted Parents]. Katholische Bildung 12, 509 – 512.

Moesgen, D., Bröning, S., Ruths, S., Wiedow., A., Wartberg, L., Pflug, E., Schaunig-Busch, I., Thomasius, R. & Klein, M. (2012). Trampolin – Entwicklung eines Programms für Kinder aus suchtbelasteten Familien [Trampoline – Development of a program for children affected by parental substance misuse]. Sucht 58 (4), 277 – 285.
 

Quellen

¹Helsper, N., Kemner, K., Arnold, J., Feist-Ortmanns, M. (2022) Steuerungswissen und Handlungsorientierung für den Aufbau effektiver interdisziplinärer Versorgungsnetzwerke für suchtbelastete Familien – Vorläufiger Abschlussbericht von https://jugendhilfe-suchthilfe.de/wp-content/uploads/sites/4/2022/04/Vo…

²Bundesgesundheitsministerium. (2022, 05. August) Sucht und Drogen. Von https://www.bundesgesundheitsministerium.de /themen/ praevention/gesundheit sgefahren/sucht-und-drogen.html#:~:text=Problematik%20in%20Deutschland&text=Rund%20600.000%20Menschen%20weisen%20einen,problematisches%20oder%20sogar%20pathologisches%20Gl%C3%BCcksspielverhalten.

³Pfeiffer-Gerschel, T., Kipke, I., Flöter, S. & Jakob, L. (2013). Bericht 2013 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD. Neue Entwicklungen und Trends. Drogensituation 2012/2013. München: Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht DBDD.

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