Infos für Profis im Gesundheitswesen

Kaum eine Berufsgruppe hat größere Einflussmöglichkeiten auf suchtbelastete Familien als Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind. Sie sind in der besonders günstigen Lage, Impulse zu geben, die auch die Situation der mitbetroffenen Kinder positiv verändern können.
Durch die besondere Vertrauensstellung, die Sie bei den Patient*innen genießen, haben Sie die Möglichkeit:
- zuzuhören und Fragen zu stellen
- Gesundheitsprobleme, die mit familiären Suchtproblemen zusammenhängen, zu einem frühen Zeitpunkt wahrzunehmen
- die Patient*innen zu unterstützen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie mit ihren Sorgen ernst genommen werden
- den Patient*innen und ihren Familien das Wissen zu vermitteln, dass Sucht eine Krankheit ist, die die gesamte Familie beeinträchtigt
- den Patienten und ihren Familien im Bedarfsfall Kontakt zu Spezialist*innen und Berater*innnen zu vermitteln
Leider vermeiden es mehr als die Hälfte der Ärzte und Ärztinnen, bei der Anamnese, nach Alkoholproblemen in der Familiengeschichte zu fragen. Informationen über Alkohol- und Drogenkonsum in der Familie sollten zumindest dann routinemäßig eingeholt werden, wenn Hinweise vorliegen für:
- Dysfunktionen der Familie
- Verhaltensauffälligkeiten oder emotionale Probleme des Kindes
- Schulprobleme
Ferner sollten Ärzte und Ärztinnen
- sensibel sein für Anzeichen psychiatrischer und verhaltenstypischer Symptome, die Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien aufweisen können
- fähig sein, entlastende Botschaften zu vermitteln
- Veränderungsbereitschaft in der Familie fördern
- den Unterstützungsbedarf der Familie feststellen und an qualifizierte Stellen weitervermitteln (niedergelassene Kinder-und Jugendpsychiater, stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Suchthilfe, Erziehungsberatung, Suchtselbsthilfe)
- ein Netzwerk aufbauen (persönliche Kontakte zu den relevanten Akteuren bei Jugendamt, Suchthilfe, Schulbehörde)
Wie Menschen im Gesundheitswesen Kinder aus suchtbelasteten Familien unterstützen können, dazu können Sie hier einen ausführlichen Leitfaden herunterladen.
Der Leitfaden kann auch hier als Broschüre im A4-Format bestellt werden (kostenlos gegen Erstattung der Versandkosten).
Hilfreiche Dokumente
Die Berliner Charité und die Drogenhilfe vista haben gemeinsam "Handlungsempfehlungen zum Umgang mit suchtbelasteten Schwangeren und werdenden Familien in geburtshilflichen Kliniken" herausgegeben.
Handlungsempfehlungen der Charité
Welche Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention bei Neugeborenen von suchtkranken Eltern nötig und hilfreich sind, darüber informiert der
Handlungsleitfaden von Gesundheit Berlin e. V.