Informationen für Profis in Jugendämtern und Jugendhilfe
Überblick
1. Entwicklung hin zur Kooperation
2. Kinder- und Jugendstärkungsgesetz
3. Hilfreiche Dokumente
3.1 Basisinformation
3.2 Kooperations- und Rahmenvereinbarungen
3.3 Leitfäden und Maßnahmenpapiere zum Kinderschutz
3.4 Vorträge und Präsentationen über COAs
4. Informationsmaterialien
5. Hilfreiche Websites
6. Hilfeangebote
7. Weiterbildungsangebote
8. Vernetzung: COA.KOM
9. Literaturtipps
Als angestellte Fachkraft des Jugendamtes oder eines freien Trägers der Kinder- und Jugendhilfe haben Sie regelmäßig mit Kindern zu tun, deren Eltern alkoholkrank, medikamenten- oder drogensüchtig sind (COAs-children of alcoholics/addicts). Sicher haben Sie zahlreiche Erfahrungen gemacht, wie schwierig es im Einzelfall oft ist, diesen Kindern zu helfen. Patentrezepte gibt es nicht. Jeder Einzelfall fordert eine individuelle Antwort. Dies stellt hohe Anforderungen an die Fachkräfte in Jugendämtern und in der Familienhilfe.
Daher haben wir auf dieser Seite eine Auswahl von Dokumenten, Websites, und Hilferessourcen zusammengestellt, die Sie zum Thema Kinder aus Suchtfamilien informieren und unterstützen sollen. Diese finden Sie unter Hilfreiche Dokumente.
1. Entwicklung hin zur Kooperation
In den letzten Jahren ist die Notwendigkeit der Kooperation zwischen Kinder- und Jugendhilfe, dem medizinischen System und der Suchthilfe immer mehr in den Fokus gerückt. So finden sich im Abschlussbericht der interdisziplinär zusammengesetzten AG „Kinder psychisch und suchtkranker Eltern“ (AG KpsE), die von 2018 – 2019 im Auftrag des deutschen Bundestags Empfehlungen zur Verbesserung der Situation der betroffenen Kinder erarbeitete, eine Reihe von Maßnahmen, die sich auf die Kooperation zwischen den Hilfesystemen beziehen (insbesondere Empfehlung 14-18).
Auch aktuelle Forschungsergebnisse* zeigen, dass spezialisierte und kooperative Hilfeleistungen für suchtbelastete Familien deutlich wirksamer sind als nichtspezialisierte Jugendhilfeleistungen innerhalb der Regelversorgung. Insbesondere gilt dies für Hilfeleistungen, an denen Fachkräfte des medizinischen Systems und der Suchthilfe beteiligt sind. Vorteile von Kooperationen dieser Art bestehen unter anderem in der Möglichkeit der koordinierten Fallarbeit durch abgestimmtes Planen und Handeln, der effektiveren Erreichung der Zielgruppe, der gemeinsamen Konzipierung und Umsetzung von Hilfeangeboten für Familien, verbessertem fachlichen Austausch/Beratung sowie der Entlastung des Arbeitsalltags durch abgestimmtes Handeln und klare Zuständigkeiten.
Insgesamt stellt der multiprofessionelle Kinder- und Jugendschutz eine erhebliche Verbesserung in der Versorgungslandschaft dar und wirkt sich auch positiv auf Fragen des präventiven Kinderschutzes aus.
*„Abschlussbericht Steuerungswissen und Handlungsorientierung für den Aufbau effektiver interdisziplinärer Versorgungsnetzwerke für suchtbelastete Familien“ (IKJ, Mainz, 2022)
Autor:innen: Niklas Helsper, Kim Kemner, Jens Arnold, Monika Feist-Ortmanns
2. Kinder- und Jugendstärkungsgesetz
Meldung: Überarbeitung des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes
Seit dem 10. Juni 2021 ist das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) nun in Kraft. Was ändert sich für die Situation und Belange der Kinder suchtkranker Eltern?
Beratung: Kinder und Jugendliche haben nun einen elternunabhängigen Beratungsanspruch gegenüber dem Jugendamt.
Prävention: Die Prävention wird gestärkt, so können unter anderem Hilfen zur Erziehung deutlich früher und unkomplizierter in Anspruch genommen werden.
Eine vorherige Konsultation des Jugendamtes durch die Eltern, wie sie gerade für suchtbelastete Familien häufig zur Herausforderung wird, ist nicht mehr erforderlich.
Es wird deutlicher hervorgehoben: Wer professionell mit Kindern Umgang hat, ist berechtigt, bei gewichtigen Anhaltspunkten einer Kindeswohlgefährdung das Jugendamt zu informieren. Dies betrifft etwa Ärzt:innen, medizinisches Fachpersonal, Lehrkräfte oder andere pädagogische Fachkräfte. Mehr dazu auf unserer Seite „Infos für Profis im Gesundheitswesen“.
Familie als Ganzes im Blick: In Zukunft sollen Ärzt:innen sowie Psychotherapeut:innen – die der Kinder und die der Eltern – sowie das Jugendamt noch stärker und strukturierter zusammenarbeiten.
3. Hilfreiche Dokumente
3.1 Basisinformation
Basisinformationen über COAs bietet das von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Kinder und Jugendschutz (BAJ) in Zusammenarbeit mit NACOA zusammengestellte „Dossier - Kinder suchtkranker Eltern“(2017)
3.2 Kooperations- & Rahmenvereinbarungen
Modelle für kommunale Gesamtkonzepte:
Hier finden Sie „Modelle guter Praxis für kommunale Gesamtkonzepte zur Verbesserung der Unterstützung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern“ (ISM, Mainz, 2021)
Autorinnen: Sarah Schmenger, Elisabeth Schmutz, Miriam Wolf
Hier finden Sie die Kooperationsvereinbarungen der Stadt Köln und München, deren kommunale Konzepte zur Verbindung von Jugendhilfe und dem Gesundheitswesen als Modelle guter Praxis für kommunale Gesamtkonzepte zur Verbesserung der Unterstützung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern gelten
(Auswahl basierend auf „Modelle guter Praxis für kommunale Gesamtkonzepte zur Verbesserung der Unterstützung von Kindern psychisch und suchterkrankter Eltern“, herausgegeben vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH, siehe weiter unten)
Weitere Kooperationsvereinbarungen:
Anregungen zur Entwicklung von Kooperationsvereinbarungen:
Arbeitshilfe der Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht NRW, Bella Donna, die den Weg hin zu einer Kooperationsvereinbarung zwischen Drogenhilfe, Jugendhilfe und medizinischer Versorgung Schritt für Schritt beschreibt (2015)
Abschlussbericht des Projekts Schulterschluss in Bayern, 2019
Abschlussbericht des Modellprojekts Connect
(Freie und Hansestadt Hamburg, Irene Ehmke, 2006)
3.3 Leitfäden & Maßnahmenpapiere zum Kinderschutz
Hier finden Sie eine Auswahl von Leitfäden und Maßnahmenpapieren verschiedener Verbände, Fachstellen und kommunaler Einrichtungen hinsichtlich des Kinderschutzes in suchtbelasteten Familien:
Für die Entwicklung der Prävention in Kommunen haben die Landesvereinigung für Gesundheit und die Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen eine Handreichung herausgegeben
3.4 Vorträge und Präsentationen über COAs
(via Aktion Kinder- und Jugendschutz Brandenburg)
Familiendynamik und -struktur in suchtbelasteten Familien
Autorin: Regina Riedel (2005)
Herausgegeben von: BIF: Berliner Institut für Familientherapie, Systemische Therapie, Supervision, Beratung, Fortbildung e.V.
Empfehlungen zum Umgang mit suchtbelasteten Familien
Vortrag von: Anja Quast (2005)
Prävention als Aufgabe der Jugendhilfe
Autor: Ostrower
Fachtagung: „Konzepte erzieherischer Hilfe bei Familien mit Alkoholproblemen“
SPFW am 17.11.2005
Ergebnisse einer Studie in Jugendämtern
Autorin: Klaus Hinze (2005)
Ergebnisse einer Befragung in 3 Jugendämtern (Kooperation mit der Fachhochschule Lausitz - Fachbereich Sozialwesen)
Klaus Hinze, Annemarie Jost
Kindeswohl in alkoholbelasteten Familien als Aufgabe der Jugendhilfe
Lambertus Verlag
Preis: 14,99 EUR
4. Informationsmaterialien
Kindern von Suchtkranken Halt geben durch Beratung und Begleitung - Leitfaden für Multiplikatoren
Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe, 2007
Auch die DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) stellt verschiedene, kostenlose Infomaterialien zum Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ bereit:
Für oder zum Thema Kinder im Vorschul- und Grundschulbereich:
Comic „Mia, Mats und Moritz ..und ihre Mama, wenn sie wieder trinkt“ (2023): Die Geschichte von Mia, Mats und Moritz erzählt kindgerecht von den Alltagsproblemen einer Familie mit einem suchtkranken Elternteil. Geeignet für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter.
Begleitmaterial
Für oder zum Thema Jugendliche:
„Luis und Alina – Tagebuch“ (2022): Der Vater von Luis und Alina trinkt. Das bestimmt den Familienalltag. Die beiden erzählen davon in ihren Tagebüchern. Ein Heft für Kinder und Jugendliche zwischen 10-15 Jahren.
Begleitmaterial
Allgemeine Broschüre zum Thema Suchterkrankung in der Familie:
„Suchtprobleme in der Familie“ (2019): Informationen und Praxishilfen für Fachkräfte und Ehrenamtliche im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen
Broschüre zur Suchtprävention in der Heimerziehung:
5. Hilfreiche Websites
Elternschaft und Suchtkrankheit - Information und Vernetzung für Betroffene und Fachkräfte
6. Hilfeangebote
Fachliche Beratung bei NACAO Deutschland
Unser Beratungstelefon: Unter der Nummer 030 / 35 12 24 29 steht Ihnen dienstags von 10-12 ein:e Berater:in zur Verfügung. Außerhalb dieser Sprechzeit können Sie über den Anrufbeantworter einen Termin anfragen.
Unsere E-Mail-Beratung: Über unsere virtuelle Beratungsstelle können Sie jederzeit ihre Anliegen und Fragen an unser Beratungsteam richten, das Ihnen dann zeitnah per E-Mail antwortet. Zur E-Mailberatung geht es hier.
Beratung für Kinder und Jugendliche
Möchten Sie betroffenen Kindern und Jugendlichen etwas an die Hand geben, dann verweisen Sie bitte auf:
Das NACOA-eigene Online-Beratungsangebot in Form von Einzel- und Gruppen-Chats, Gruppenchat am Dienstag von 18-20 Uhr finden Sie hier.
Infoseite TRAU DIR
Entsprechende Trau-Dir-Flyer können über NACOA bezogen werden
KidKit ist ein weiteres Online-Beratungsangebot, das auch Kinder psychisch kranker Eltern adressiert
Die Landing-Page HilfenimNetz vereint die Angebote von NACOA und KidKit
7. Weiterbildungsangebote
Beachten Sie bitte auch die Auflistung von Weiterbildungsangeboten zum Thema COAs auf dieser Website.
8. Vernetzung: COA.KOM
Möchten Sie sich mit uns und anderen Akteur:innen zum Thema Kinder aus suchtbelasteten Familien austauschen und vernetzen?
Melden Sie sich kostenfrei auf unserer Kommunikationsplattform COA.KOM an und nutzen Sie die Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen, über Themen wie z.B. die Finanzierung von Angeboten für betroffene Kinder, Methoden in der Arbeit mit den Betroffenen und Qualitätssicherung zu diskutieren und Ihr eigenes Angebot vorzustellen.
Zusätzlich haben sie im Rahmen der Registrierung die Möglichkeit, Ihr Angebot rund um die Themen suchtbelastete Familien und FASD für alle Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene Kinder, Eltern, Fachkräfte) auf unserer digitalen Landkarte einzutragen. Somit können Sie - durch diese Übersicht auf der Website von NACOA - von Hilfesuchenden auch gut gefunden werden.
9. Literaturtipps
Hier finden Sie neben Fachbüchern auch Bücher für Kinder und Jugendliche, für Eltern, weiterhin Romane und Autobiografien und spezielle Fachbücher zum Thema FASD.