21.10.12 Dresden: In jeder Grundschulklasse mindestens ein FASD-Kind?

Heute veröffentlicht der kleanthes Verlag für Medizin und Prävention die Publikation "FASD 2012 Alkoholgeschädigte Kinder und pränatale Alkoholexposition: Wie oft?".

Internationale Studien der letzten fünf Jahre zeigen, dass in 13 Ländern, von denen nationale, überregionale oder multizentrische Daten vorliegen, bei 2,5 bis 54 Prozent der befragten Frauen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft angegeben wurde. Die niedrigsten Zahlen wurden mit 2,5 bis 7,6 Prozent aus Kanada, Rumänien und den USA gemeldet. Uruguay, Neuseeland, Frankreich und Russland meldeten mit 44 bis 54 Prozent die höchsten Ziffern.

Prof. Dr. med. Ekkehart Paditz vom Zentrum für Angewandte Prävention in Dresden wertete knapp 1.000 Studien der letzten fünf Jahre zu den Themen Alkohol, Schwangerschaft, FAS und FASD aus. Die Studienrecherche verdeutlichte: Das Problem ist aktuell ernster und häufiger  als vermutet. In Italien und in Kroatien wurde in mehreren zufällig ausgewählten Grundschulen in der Nähe Roms bzw. in Zagreb mittels aktiver Fallsuche in jeder Schulklasse mindestens ein Kind mit FASD ("Fetal Alcohol Spectrum Disorders") gefunden. In Italien wurde eine Prävalenz von einem Kind mit FASD auf 21 Schulkinder festgestellt. In Kroatien lag diese Zahl bei 1:25. Insgesamt wurden in diesen beiden Studien 1442 Kinder untersucht, von denen bei 65 ein FASD vorlag. Diese Kinder litten unter Lern- und Verhaltensstörungen sowie Minderwuchs. Bei einigen Kindern hatte sich die vorgeburtliche Alkoholexposition so stark ausgewirkt, dass auch Veränderungen im Gesicht ("Gesichtsdysmorphie") deutliche Wachstumsstörungen des Gehirns in Form eines sogenannten Mikrozephalus (Kopfumfang deutlich unter der Altersnorm) vorlagen.

"Zwischen 1980 und 2010 wurde im Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt bei 45 Kindern ein fetales Alkoholsyndrom (FAS) erfasst. Doch das ist nur die Spitze des Eisberges, denn allein von 2000 bis 2009 lag die Zahl der Fälle mit Verdacht auf Schädigung durch Alkoholkonsum der Mutter 35mal höher als die Zahl der Kinder, bei denen ein FAS diagnostiziert wurde", informiert Dr. med. Anke Rißmann. Die Oberärztin an der Universitätskinderklinik Magdeburg leitet das landesweite Fehlbildungsregister des Landes Sachsen-Anhalt. In keinem anderen deutschen Bundesland erfolgt ein derartiges kontinuierliches Fehlbildungsmonitoring. Das vorliegende Fachbuch "FASD 2012 - Wie oft?" veröffentlicht  erstmals neue eigene Daten. "Dass in Sachsen-Anhalt eifrig und gründlich nachgesehen wurde und es insofern konkrete Ansätze einer FAS-Statistik in Deutschland gibt, wusste bisher kaum jemand", so Professor Paditz.

Das unter dem Titel "FASD 2012 Alkoholgeschädigte Kinder und pränatale Alkoholexposition: Wie oft?" herausgegebene Informationspaket mit Studienergebnissen und Zahlen aus 22 Ländern erscheint am 21.Oktober 2012 im Dresdner kleanthes Verlag für Medizin und Prävention, erstmals als E-Book. Ärzte finden darin eine umfangreiche Liste mit mehr als 25 Diagnosen, die in der Differenzialdiagnostik von FAS und FASD beachtet werden sollten. Die Publikation richtet sich außerdem an Psychologen, Hebammen, Kinderkrankenschwestern, Lehrer, Sozialarbeiter und alle weiteren Interessenten am komplexen Problem Alkohol und Schwangerschaft.

"FASD 2012 Alkoholgeschädigte Kinder und pränatale Alkoholexposition: Wie oft?" von Ekkehart Paditz, Anke Rißmann und Dorit Götz, kleanthes, Dresden 2012, ISBN 978-3-94 26 22-08-0, elektronische Publikation zum Download (PDF) über http://www.kleanthes.de/. 45 Seiten, Format A4, 12 Tabellen, 8 Abbildungen, 105 Literaturhinweise. Preis: 37,45 Euro.

Quelle: www.kleanthes.de

 

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