Lina Larissa Strahl wird Botschafterin für „Hilfen im Netz“
„Hilfen im Netz“, das gemeinsame Online-Beratungsangebot von NACOA Deutschland und KidKit, hat eine prominente Unterstützerin bekommen. Die Musikerin und Schauspielerin Lina Larissa Strahl, unter anderem bekannt aus den „Bibi & Tina“-Filmen, wird sich künftig als Botschafterin für das Projekt und damit für die Interessen von Kindern und Jugendlichen mit Suchterkrankung oder anderen psychischen Krankheiten einsetzen.
„Mentale Gesundheit ist ein Thema, das mir sehr wichtig ist“, sagte Strahl am Freitag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Besonders wenn es zu Suchterkrankungen komme, herrsche viel Stillschwiegen und wenig Aufmerksamkeit. „Und erst recht wenig Aufmerksamkeit bekommen die Kinder, die ebenfalls unter der Erkrankung der Eltern leiden.“ Deshalb sei es Ihr wichtig, als Botschafterin von „Hilfen im Netz“ das zu ändern.„Ich freue mich auf diese Aufgabe.“
Lina Larissa Strahl verwies darauf, dass sie das Thema Sucht in der Familie aus ihrem Freundeskreis kenne. Das Aufwachsen mit suchtkranken Eltern führe oft zu Bindungsstörungen im späteren Leben, weil sie in ihrer Kindheit vielleicht nie richtig gelernt hätten, mit ihren Emotionen umzugehen, weil dafür zu Hause oftmals kein Raum gewesen sei. Hinzu komme oft Scham über das zu sprechen, was zu Hause los ist. Sie selber wisse aber, wie wichtig es ist, über Probleme, die man hat oder in der Kindheit hatte, zu sprechen. Strahl hat selber offen mehrfach öffentlich über ihre eigenen Angststörungen berichtet und verwies darauf, dass sie weiterhin therapeutische Hilfe in Anspruch nehme, „für die Päckchen, die ich zu tragen habe.“ In ihrem Podcast „Fühl ich“ hat Strahl ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Mental Health geteilt und über Vorurteile in diesem Bereich aufgeklärt.
Angefragt als Botschafterin für „Hilfen im Netz“ wurde die Künstlerin vom Team des Bundesdrogenbeauftragten Burkhard Blienert. 3,8 Millionen Kinder und Jugendliche seien betroffen, sagte Blienert bei der Vorstellung. „Da müssen wir ganz schnell schauen, was wir tun können! Die Kinder sollten merken, dass sie nicht alleine seien.“ Sie bräuchten Menschen, „die sich kümmern“, sowohl Fachkräfte, aber auch Lehrpersonal oder Menschen in der Nachbarschaft, die wichtige Hilfe leisten könnten. Doch um diese Strukturen aufzubauen und gute, wissenschaftliche Grundlagen für die Arbeit zu schaffen, sei Geld nötig. „Geld ist eine wesentliche Voraussetzung um Menschen in Hilfe zu bringen“, sagte Blienert. Deshalb sei er froh, dass der alte Bundestag einen Antrag auf den Weg gebracht habe, der dafür sorgen könne, dass die Hilfe für Kinder mit sucht- oder psychisch kranken Eltern auch in der kommenden Legislaturperiode eine wichtige Aufgabe sein wird. „Sie müssen stärker in den Mittelpunkt der politischen Debatte rücken!“
„Hilfen im Netz“ bietet Informationen zum Thema für unterschiedliche Altersgruppen und Fachkräfte, eine Landkarte mit Beratungsangeboten vor Ort und Vernetzung- und Fortbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte. Vor allem aber können sich hier betroffene Kinder und Jugendliche, aber auch erwachsene Kinder aus suchtbelasteten Familien, anonym und kostenlos von Fachkräften beraten lassen. Die Finanzierung ist noch bis 2026 gesichert, erkläre Anna Buning von KidKit/Drogenhilfe Köln, die gemeinsam mit NACOA Deutschland das Verbundprojekt umgesetzt haben. Nach einer Anschubfinanzierung des Bundesgesundheitsministeriums in Höhe von rund 90.000 Euro übernahm das Bundesfamilienministerium die Förderung und stellte für drei Jahre insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro zu Verfügung. „Dafür sind wir sehr dankbar“, sagte Buning. „Aber was ist ab 2026? Wir wünschen uns eine dauerhafte Finanzierung.“ Denn gerade die Kinder, die unter der steten Unsicherheit zu Hause leiden, brauchen stabile und sichere Angebote außerhalb der Familie.
Das bestätigte auch Christina Reich, Vorstandsmitglied bei NACOA Deutschland e.V., die selber in einer suchtbelasteten Familie aufwuchs. „Wir müssen echte Verlässlichkeit schaffen.“ Denn: „Als Kind in einer suchtbelasteten Familie lebt man in einer generellen Unsicherheit, man lebt in einer großen Angst vor Konflikten und Gewalt, davor, dass die Familie auseinanderbricht. Auch davor, dass die Eltern sterben“, sagte Reich. Um eine verlässliche Hilfe anzubieten, müsse man aber wegkommen von Projektfinanzierung und langfristige Hilfesysteme aufbauen mit entsprechend gesicherter Finanzierung. „Die Kinder haben keine Wahl, aber wir als Gesellschaft haben sie.“