FASD - Eine vermeidbare Behinderung

NACOA Deutschland warnt vor den Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft und präsentiert Interviews zum Thema

Mehrere tausend Kinder im Jahr werden in Deutschland mit einer vermeidbaren Behinderung geboren, der Fetalen Alkoholspektrumsstörung (FASD), die durch Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft entsteht. „Es gibt keinen Schwellenwert, unterhalb dessen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft als ungefährlich angesehen werden kann“, erklärt NACOA Deutschland aus Anlass des internationalen FASD-Tages am heutigen Donnerstag (9.September). Die Interessenvertretung für Kinder aus suchtbelasteten Familien hat sich dem Thema unter anderem in drei aktuellen Interviews gewidmet, die auf dem YouTube-Kanal von NACOA Deutschland zu finden sind.

Zu Wort kommen Gisela Michalowski, Vorsitzende von FASD Deutschland, sowie zwei in unterschiedlichem Maße von FASD betroffene Frauen, die 22jährige Michelle und Elvira Krauser.

„Das Thema hat noch gar nicht die breite Öffentlichkeit erreicht“, sagt Gisela Michalowski von FASD Deutschland. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, über FASD zu informieren und Situation für die betroffenen Familien zu verbessern. Viele Menschen wüssten nicht, dass Alkohol auch schon in geringen Mengen beim Kind zu bleibenden Schäden führen kann. „Es muss mehr Aufklärung stattfinden, es gehört in den Sexualkundeunterricht ab der dritten Klasse.“ Zudem müssten auf den Flaschen mit alkoholischen Getränken deutlichere Hinweise als bisher vor der Gefahr einer Behinderung warnen.

Blockaden im Kopf

„Diese Behinderung könnte man zu 100 Prozent vermeiden, wenn die Mutter in der Schwangerschaft nicht Alkohol trinken würde“, sagt Michelle, die an FASD leidet. Wenn sie ungewohnten Situationen gegenüberstehe, komme es zu Blockaden, dann finde sie oft keine Lösung für das Problem. „In dem Moment ist dann bei mir nichts mehr abrufbar“, sagt die junge Frau, die seit frühester Kindheit bei einer Pflegemutter lebt.

„Ich habe eine Lernschwäche“, sagte Elvira Krauser, die an einer leichten Form von FASD leidet. Mathematik oder auch das Auswendiglernen von Gedichten in der Schule sei „eine Katastrophe“ gewesen. Eine normale Berufsausbildung abzuschließen, war ihr nicht möglich. Allerdings konnte sie eine theoriereduzierte Ausbildung absolvieren. Auf die Frage, welche Gefühle sie gegenüber Ihrer Mutter hegt, sagt sie: „Ich war erst wütend. Aber mittlerweile weiß ich, sie war krank.“

Rund 10.000 Kinder pro Jahr

Unter dem Begriff FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorders) wird ein Spektrum von Störungen zusammengefasst, das durch mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft beim Kind entsteht. Nach Angaben der Bundesdrogenbeauftragten werden in Deutschland schätzungsweise rund 10.000 Kinder pro Jahr mit FASD geboren. Etwa 3.000 von ihnen leiden unter dem fetalen Alkoholsyndrom (FAS), der schwersten Form der Behinderung. Die Störungen können sich in Form von meist schwerwiegenden Hirnfunktionsstörungen und Fehlbildungen beim Kind zeigen.

Neben Minderwuchs, Untergewichtigkeit, körperlichen Missbildungen tragen FASD-Kinder sehr häufig Schädigungen des zentralen Nervensystems davon, die sich zum Beispiel in dauerhaften kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen zeigen. So können zum Beispiel Sprachdefizite, Verhaltensauffälligkeiten sowie Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen auftreten. Durch die Schädigung sind ebenfalls die sogenannten Exekutivfunktionen eingeschränkt: Die Kinder können sich Informationen schlecht merken, neigen zu sozial unangemessenem Verhalten, haben Probleme, ihre Impulse zu kontrollieren, Handlungen zu planen und sind oft nicht in der Lage, mit abstrakten Konzepten wie Zeit oder Geld umzugehen. Kinder mit FASD sind in den meisten Fällen nicht in der Lage, als Erwachsene ein eigenständiges Leben zu führen. Oftmals benötigen sie kontinuierliche Betreuung und unterstützende Hilfen sowie Behandlung.

Weitere Informationen zu FASD:

https://nacoa.de/infos/fakten/schwangerschaft-und-sucht

www.fasd.de

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