Gesicht zeigen!
Eine Fotowanderausstellung über erwachsene Kinder aus suchtbelasteten Familien, hier in der Hansa-Bibliothek in Berlin, steht zum Verleih bereit. Foto: NACOA Deutschland/Hauke Dressler
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zehn unterschiedliche erwachsene Menschen, darunter eine junge Tänzerin, ein Priester, ein stolzer weibliche Fußballfan, eine FASD-Betroffene, ein prominenter Sänger, ein diverser TV-Moderator. Dazu weitere Männer und Frauen unterschiedlichen Alters. Sie teilen eine gemeinsame Erfahrung: eine Kindheit im Schatten der elterlichen Sucht. Das bedeutet in vielen Fällen Vernachlässigung, Überforderung, Übergriffe, manchmal auch Gewalt. Für Kinder aus suchtbelasteten Familien geht es ständig um Leben und Tod. Doch diese zehn Menschen haben nicht nur überlebt, sondern sind zu beeindruckenden Persönlichkeiten geworden. Was hat sie stark gemacht?
Dieser Frage geht die Ausstellung auf 24 Roll-Ups nach und zeigt die unterschiedlichen Antworten: Tanz, Musik und Malerei als Möglichkeit, Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken; die biographische Arbeit als reflektierender Rückblick in das eigene Leben; Religion und Spiritualität als Kraftquelle; eine tragende Gemeinschaft im Sport oder in einer der wenigen Gruppen für betroffene Kinder und Jugendliche; die Geborgenheit einer Ersatzfamilie; die Liebe zu sich selbst.
Hauke Dressler hat diese kraftspendenden Elemente in Szene gesetzt. Der auf Reise-Reportagen spezialisierte Fotograf ist quer durch Deutschland zu den Portraitierten gefahren, hat gemeinsam mit ihnen eine Bildidee entwickelt und nach dem richtigen Ort dafür gesucht. Ein zweites Foto nimmt das Motto der Ausstellung („Gesicht zeigen“) auf. Der Journalist Stephan Kosch hat ihn über weite Strecken begleitet, mit den Menschen gesprochen und die Texte über sie geschrieben. Zudem verweisen QR-Codes auf mit den Portraitierten geführten Interviews mit NACOA Deutschland und andere Beiträge zu ihrem Leben. Die Graphikerin Ann-Katrin Siedenburg hat das Material in Form gebracht und zeichnet für das gestalterische Konzept der Ausstellung verantwortlich.
Diese zehn Menschen stehen stellvertretend für drei Millionen Kinder und Jugendliche, die gegenwärtig in Deutschland mit einem suchtkranken Elternteil aufwachsen. Und für sechs Millionen Erwachsene, die in suchtbelasteten Familien aufgewachsen sind und häufig noch immer darunter leiden. Denn sie alle tragen ein deutlich erhöhtes Risiko, eine psychische Krankheit zu entwickeln. Etwa ein Drittel der Betroffenen wird selber suchtkrank, ein weiteres Drittel, das oft mit dem ersten überlappt, entwickelt andere psychische oder soziale Störungen. Nur eines von drei Kindern kommt mehr oder weniger unbeschadet davon.
Alle Beteiligten wünschen sich, dass diese Ausstellung den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Mut macht und Wege aus dem Schatten der elterlichen Sucht zeigt. Am Ende der Ausstellung informieren zwei Aufsteller über Hilfsmöglichkeiten und die Arbeit von NACOA Deutschland.
Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und wird in vier größeren Transportkisten auf die Reise geschickt. Sie kann in Foyers, Bibliotheken oder anderen größeren öffentlich zugänglichen Räumen präsentiert werden und Anlass für weitere Veranstaltungen zum Thema sein.
Sie können diese Ausstellung gegen eine Schutzgebühr von 500 Euro pro Woche (250 Euro für Mitglieder von NACOA Deutschland) zzgl. Transportkosten und Versicherung ausleihen. Wenden Sie sich dazu bitte an Stephan Kosch, kosch@nacoa de, Tel.:0179/6673780
Das Projekt wurde gefördert aus der Selbsthilfeförderung nach §20 SGB V durch die KKH Kaufmännische Krankenkasse. Für die Inhalte übernimmt die KKH keine Gewähr