Opioid-Krise in den USA zwingt immer mehr Großeltern, Verantwortung für ihre Enkel zu übernehmen

RANCHO MIRAGE / WASHINGTON D.C.: Die Betty Ford Foundation weist in der jüngsten Ausgabe ihres Magazins „TOGETHER“ auf die wachsende Zahl  von Großeltern hin, die in den USA infolge der Opioid-Krise Erziehungsverantwortung für Ihre Enkelkinder übernehmen müssen.  In noch nie dagewesener Zahl werden Eltern durch den Missbrauch von opioidhaltigen Schmerzmitteln unfähig, für ihre Kinder zu sorgen. Wieder Eltern zu sein, ist für viele Großeltern „das neue Normal“.

11,5 Millionen U.S.-Amerikaner/innen missbrauchen nach Angaben des Gesundheitsministeriums Opioide. Bei 2,1 Millionen wird von einer Abhängigkeit ausgegangen. „Zum zweiten Mal Kinder aufzuziehen, ist sehr verwirrend“, sagt Christine Adamec. Sie und ihr Mann haben ihren Enkel aufgenommen, nachdem die Eltern suchtbedingt nicht mehr für ihn da sein konnten. „Das war eine neue Rolle für uns, weil sich alle möglichen Empfehlungen und Richtlinien geändert haben, seit wir selber zum ersten Mal Eltern waren. Das fängt schon mit so grundsätzlichen Sachen an, wie mit der Frage, ob man das Kind zum Schlafen nun besser auf den Bauch oder auf den Rücken legt.“ Über Ihre Erfahrungen hat Adamec ein Selbsthilfe-Buch für erziehende Großeltern geschrieben. Ihr Fazit: „Großeltern-Familien entstehen oft in Krisensituationen. Aber sie entwickeln sich und werden mit der Zeit immer stärker.“

Viele Großeltern (32 Prozent) sind noch voll berufstätig, wenn sie für Ihre Enkel in die Bresche springen müssen. 44 Prozent sind zu diesem Zeitpunkt in ihren 50ern, 31 Prozent in ihren 60ern. Viele Großeltern haben rechtliche Schritte unternommen, damit sie die Enkel in Obhut nehmen (61 Prozent) oder adoptieren (18 Prozent) konnten.  

Auslöser für die Opioid-Krise in den USA war die laxe Verschreibungspraxis vieler Ärzte in den 1990ern. Sie hatten den Beteuerungen von Pharmaunternehmen geglaubt, dass deren opioidhaltige Schmerzmittel für die Patienten keine Suchtgefahr darstellten. Die Folgen tragen nun auch zahlreiche Kinder. Neben deren Schädigung durch das Zusammenleben mit medikamentenabhängigen Eltern sieht das U.S. Gesundheitsministerium weitere Gefahren für die wachsende Zahl von Neugeborenen, die durch den Opioid-Missbrauch der Mütter während der Schwangerschaft ein Entzugssyndrom erleben.

Christine Adamec hat das beständige Auf und Ab auf ihre alten Tage akzeptiert. Es ist Teil ihrer Reise als erziehende Großmutter, die ihre Verantwortung wahrnahm, als ihr Enkelkind sie brauchte. „Das ist echte Liebe“, fasst sie Ihre Erfahrung zusammen. Oder, wie einer der Großväter in Ihrem Selbsthilfebuch es formuliert: „Das Leben ist nicht perfekt. Es ist durcheinander, frustrierend, komisch, emotional – ein Wahnsinnsritt auf der Achterbahn. Schnallt Euch an!“

Nachricht  von NACOA
Quellen: Hazelden Betty Ford Foundation, U.S. Department of Health
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