Vom ganz normalen Wahnsinn, ein Hilfeprojekt für Kinder aus Suchtfamilien zu finanzieren

PÖßNECK - Die großen Schwierigkeiten, die es bedeutet, ein präventives Gruppenangebot für Kinder aus suchtbelasteten Familien zu finanzieren, zeigen sich derzeit wieder einmal in Thüringen. In Pößneck bietet die Erziehungsberatung des Diakonievereins Orlatal seit Juni 2014 Mädchen und Jungen mit psychisch erkrankten oder suchtkranken Eltern Gesprächsmöglichkeiten und erlebnispädagogische Angebote im Projekt „Regen und Sonne“. Unter der Überschrift "Gruppenangebot im Saale-Orla-Kreis für Kinder suchterkrankter Eltern steht auf der Kippe" berichtete die Ostthüringer Zeitung am 14. Februar 2018:

„Das Projekt war ursprünglich für ein halbes Jahr angedacht. Dann wollten wir sehen, wie es weitergeht“, berichtet Gisela Külkens, Leiterin der Erziehungsberatung. Doch die Kinder hielten an der Gruppe fest. Hier erlebten sie, dass sie Kind sein dürfen und auch die Eltern nahmen wahr, dass ihrem Nachwuchs die Treffen gut tun. „Aber uns geht die Luft aus“ sagte Külkens vor dem örtlichen Jugendhilfeausschuss. „Das Projekt ist uns eine Herzensangelegenheit und wir ­haben rechtskreisübergreifend nach Möglichkeiten geschaut. Es sollte eine Mischfinanzierung gefunden werden, um das Projekt zu erhalten und zu verstetigen, sonst wird es Mitte des Jahres eingestellt“, beschrieb ­Gisela Külkens die Situation und die bisherigen Anstrengungen. Bislang erhielt das Projekt „Regen und Sonne“ lediglich einen Sachkostenzuschuss als Spende vom Lions Club Pößneck und von der kirchlichen share value Stiftung. Alle weiteren Kosten hat der Diakonieverein Orlatal getragen, der dies aber nun nicht länger leisten kann. Nach Einschätzung von Gisela Külkens wäre die Einrichtung einer halben Personalstelle notwendig.

Der Jugendhilfeausschuss des Saale-Orla-Kreises will das Projekt weiter in Pößneck haben und hat einen Antrag an den Kreistag gestellt, den diesjährigen Haushalt um 20 000 Euro für das Projekt „Regen und Sonne“ aufzustocken. Zudem soll eine weitere finanzielle Planung für die folgenden Jahre vorgenommen werden. Das grundlegende Problem liegt aber darin, dass es für die präventive Arbeit mit Kindern von suchtkranken oder psychisch kranken Eltern keine finanzielle Hilfe vom Land gibt.

Nun soll der Landrat aufgefordert werden, im Landkreistag auf das Problem aufmerksam zu machen, damit auf Landesebene hierfür Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen werden. Dass sich mit Investitionen in die Prävention Geld sparen ließe, zeigt ein Blick auf die Kosten, die im Saale-Orla-Kreis entstehen, weil Kinder aufgrund der Suchtbelastung ihrer Eltern in verschiedene Hilfeformen gegeben werden mussten: Jedes Jahr schlägt dies mit 1,7 Millionen Euro zu Buche.

Aus dem Landratsamt des Saale-Orla-Kreises war inzwischen dazu zu erfahren, dass der Kreistag im Februar 2018 eine finanzielle Unterstützung für das Projekt „Sonne und Regen“ ab Beginn der zweiten Jahreshälfte 2018 angekündigt hat. Über die Finanzierung für künftige Jahre werde weiter beraten.

Quellen: Ostthüringer Zeitung (Sandra Hoffmann) / Landratsamt Saale-Orla-Kreis / NACOA

 

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