Sucht der Eltern kann Grund für Lernschwierigkeiten von Kindern sein

BERLIN - Nach dem schlechten Abschneiden deutscher Grundschüler im Ländervergleichstest wird seitens von Bildungspolitikern nach Ursachen gesucht. NACOA Deutschland – Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e. V. hat in diesem Zusammenhang mit einer Presseerklärung darauf hingewiesen, dass das Aufwachsen in einer Familie mit elterlichem Alkohol-, Drogen- oder anderen Suchtproblemen eine Ursache für Lernschwierigkeiten vieler Kinder sein kann.

Ständige Sorge um die Eltern nimmt Kindern die Energie zum Lernen 

Diese Kinder sind durch ein Übermaß von Verantwortung und Aufgaben, die sie für Ihre suchtkranken Eltern übernehmen, hoch belastet. Vielfach erleben sie Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung und müssen dauerhaft in einer Atmosphäre leben, die von Angst, Aggression und Verzweiflung geprägt ist. Auch erleben sie das Verhalten Ihrer Bezugspersonen als unberechenbar und sorgen sich ständig um sie. Die Bewältigung solch widriger Kindheitsumstände kann für Kinder eine so immense Kraftanstrengung bedeuten, dass Energie und Konzentration für das Lernen in der Schule schlicht fehlen.

Jedes sechste Kind in Deutschland ist betroffen

Nach einer Schätzung der Bundesdrogenbeauftragten sind mindestens drei Millionen Kinder in Deutschland durch Suchtprobleme in der Familie belastet (ca. jedes sechste Kind). Studien haben gezeigt, dass diese Kinder häufiger Defizite beim sprachlichen Ausdruck und beim logischen Denken zeigen und über geringere Problemlösungskompetenz verfügen. In höherem Maße als ihre Mitschüler aus nichtsüchtigen Familien leiden sie unter Leistungsdruck und Versagensängsten (mehr Infos hier). Nach einer Schätzung der Universität Hamburg liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder aus suchtbelasteten Familien das Abitur machen, um bis zu 15 Prozent niedriger (mehr Infos hier).

Es bedarf sensibilisierter Lehrer und individueller Förderung

Zur Förderung von Kindern aus suchtbelasteten Familien bedarf es einer an der Persönlichkeitsentwicklung orientierten Pädagogik, die jedem Kind eine individuelle Förderung gewährt. Demgegenüber geht eine allein auf Wissensvermittlung ausgerichtete Schule an den Bedürfnissen und dem Förderbedarf dieser Kinder vorbei. Dies betrifft in erster Linie die Grundschule, da die betroffenen Kinder in diesem Alter noch nicht in der Lage sind, sich selbst zu helfen und auf Unterstützung durch Erwachsene angewiesen sind. In der Praxis begegnen Lehrerinnen und Lehrer Kindern suchtkranker Eltern dagegen vielfach mit Unverständnis und Hilflosigkeit. NACOA Deutschland fordert daher, dass das Wissen um die besonderen Belastungen von Kindern suchtbelasteter Familien sowie um die Möglichkeiten ihrer Förderung verbindlicher Bestandteil der Aus- und Weiterbildung für alle pädagogischen Berufe wird.

Weitere politische Forderungen finden sich im NACOA-Positionspapier "Empfehlungen zur Unterstützung von Kindern aus Suchtfamilien"

Quelle: Nachricht von NACOA
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