Mehr Hilfe für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien

Bundesfamilienministerin und Gesundheitspolitiker sagen mehr Unterstützung zu – Kick-Off-Veranstaltung zur COA-Aktionswoche 2022 mit 80 Teilnehmern gestartet 

Gesundheitspoltische Experten und Expertinnen der Regierungskoalition im Bundestag wollen in den kommenden vier Jahren die Hilfe für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien auf eine verlässlichere Grundlage stellen und sich für mehr Angebote online und in den Kommunen einsetzen. „Wir müssen aus der Projektitis raus“, sagte Dirk Heidenblut, gesundheits- und drogenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion in einer Online-Podiumsdiskussion am Freitag (11.Februar). „Wir wollen beim Thema Regelfinanzierung in dieser Legislaturperiode etwas erreichen.“ Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Gesundheitsförderung sowie für Drogenpolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, sagte, die Suchthilfe müsse zur „kommunalen Pflichtaufgabe“ werden. Kristine Lütke, sucht- und drogenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion sagte, es gehe darum, Suchterkrankungen als „das zu sehen, was sie sind, nämlich Erkrankungen und keine persönlichen Schwächen.“ Diese hätten Auswirkungen auf die Kinder- und jugendlichen, die in solchen Familien aufwachsen. Es sei wichtig, ihnen einen Schutzraum zu geben, in dem sie „normal aufwachsen“ können.

Die Veranstaltung mit rund 80 Teilnehmer*innen wurde organsiert von NACOA Deutschland und bildete den Auftakt zur bundesweiten Aktionswoche für Kinder aus suchbelasteten Familien vom 13. bis 18. Februar. Die Veranstalter der Aktionswoche verwiesen auf die noch immer durch die Corona-Pandemie erschwerte Situation für die betroffenen Kinder und Jugendlichen und ihre Unterstützung. Katharina Balmes von der Einrichtung „Sucht- und Wendepunkt“ in Hamburg, sagte, dass weiterhin wegen der Kontaktbeschränkungen weniger Hausbesuche stattfänden, weniger Aktionen und gemeinsame Aktivitäten organisiert werden könnten und der Alkohol als Problemlöser für den zusätzlichen Stress durch Corona eingesetzt würde. Der Beratungsbedarf sei gestiegen und werde voraussichtlich weiter steigen, wenn es wieder mehr Möglichkeiten gebe. „Wir wollen unser Angebot ausbauen, aber wir können keine langfristigen Beratungen anbieten.“ Denn dafür bräuchte man eine verlässliche und längerfristige Finanzierung.

Corinna Oswald, Mitglied des Vorstands von NACOA Deutschland, berichtete von der Bedeutung der Online-Beratung, die die Interessenvertretung anbietet, gerade in Zeiten der Pandemie. „Missstände, die schon vorher vorhanden waren, haben sich wie unter einem Brennglas vergrößert.“ Gefährdungsmomente, Gewalt und sexuelle Übergriffe seien verstärkt thematisiert worden. Gerade für Kinder und Jugendliche, deren Eltern noch keine Einsicht mit Blick auf Ihre Krankheit zeigten, seien solche digitalen Angebote sehr wichtig. Doch noch fehle eine Regelfinanzierung von Online-Beratungen dieser Art.

In einer Videobotschaft zur Aktionswoche sicherte auch Bundesfamilienministern Anne Spiegel ihre Unterstützung zu. „Ich möchte denjenigen Kindern und Jugendlichen eine politische Stimme geben, die in sucht- und psychisch belasteten Familien aufwachsen.“ Dies sei im Koalitionsvertrag vereinbart worden. Deshalb setze sie sich dafür ein, dass die Empfehlung der Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern „kontinuierlich und entschlossen“ umgesetzt werden. Mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz seien bereits wichtige Empfehlungen der Arbeitsgruppe aufgegriffen worden. Klar sei aber auch: „Es geht noch mehr, wir können noch mehr erreichen.“ Etwa in dem Kommunen eigene Konzepte für die Unterstützung dieser Familien entwickeln. Die Bundesregierung wolle diese Angebote gemeinsam mit Ländern und Kommunen in dieser Legislatur ausbauen. „Ich freue mich, an Ihrer Seite zu sein.“

Die Veranstaltung, dessen Aufzeichnung ab Sonntag auch auf dem YouTube-Kanal von NACOA Deutschland zu sehen sein wird, bildet den Auftakt zur diesjährigen Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien vom 13. bis 19. Februar 2022. In über 100 Veranstaltungen, die erneut überwiegend digital stattfinden, wollen NACOA Deutschland und viele Einrichtungen, die mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten, auf die Situation der rund drei Millionen Betroffenen in Deutschland hinweisen.

Alle Informationen zu den Veranstaltungen finden sich auf der Website www.coa-aktionswoche.de

Für Rückfragen stehen zu Verfügung: Stephan Kosch 0179/6673780 kosch@nacoa.de ; Frauke Gebhardt 0162/2129350 gebhardt@nacoa.de ; Christina Rubarth 0172/2385550 rubarth@nacoa.de
Die Initiatoren danken GKV und KKH für ihre finanzielle Unterstützung!

NACOA Deutschland e.V.
Tel.: 0162 2129350
Gierkezeile 39
10585 Berlin

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