Kinderschutzbund schlägt Alarm: Kaum Hilfen für Kinder aus Suchtfamilien im Saarland

SAARBRÜCKEN - Der Vorsitzende des Kinderschutzbundes im Saarland, Stefan Behr, arbeitet an einer Grundschule als Sozialarbeiter. „Jeden Tag sehe ich die Not der Kinder und bin mit ihrem Elend konfrontiert“, sagt er. „Das ist keine Theorie, das ist die Wirklichkeit. Und die Zahlen sind dramatisch.“ Abgeleitet vom Bund müsse im Saarland mit mindestens 37 000 betroffenen Kindern gerechnet werden.

Doch die Möglichkeiten für Sozialarbeiter wie Behr, den betroffenen Mädchen und Jungen zu helfen, sind seiner Ansicht nach sehr begrenzt. „Wenn Sie zum Jugendamt oder zum Gesundheitsamt gehen, zucken alle mit den Achseln und sagen: Was sollen wir tun?“ Denn entsprechende Hilfsangebote seien im Saarland rar. „Nur in zwei Landkreisen gibt es die überhaupt“, kritisiert Behr. Eine in St. Wendel für Kinder von psychisch erkrankten Eltern und zwei für Kinder mit suchtbelasteten Eltern in St. Wendel und Neunkirchen. „Für den Regionalverband Saarbrücken, den größten Landkreis mit den höchsten Belastungen, gibt es gar nichts“, so der Sozialarbeiter. Hinzu komme, dass sich keiner wirklich zuständig fühle, vor allem für Kostenträger sei dies eher ein „Randthema“, das sie gerne weiterschieben würden. Der Kinderschutzbund will nun auch das Gesundheitsministerium in die Pflicht nehmen. Man will darauf drängen, dass es dort zu einem Treffen mit den Vertretern der Kostenträger komme.

Laut Gesundheitsministerium habe die Politik das Problem der Kinder von Suchtkranken erkannt. Auch im Koalitionsvertrag sei dies zumindest für die Kinder von Substituierten festgeschrieben worden. „Wir arbeiten daran, spezielle Angebote auch in die Fläche zu bringen“, sagt Sprecher Frederic Becker. „Es wird ein Thema sein, an dem der Saarländische Suchthilfebeirat und der Runde Tisch Kindergesundheit weiterarbeiten werden.“

Behr hat feste Vorstellungen davon, wie die Hilfe vor Ort aussehen müsste: „Das Geringste wäre, dass es eine Gruppenarbeit gibt, in der die Kinder begleitet werden und ihnen erklärt wird, was eine Sucht oder psychische Erkrankung ist. ‚Ihr seid daran nicht Schuld‘, das ist die zentrale Botschaft, die die Kinder hören müssen.“ Die Betroffenen bräuchten ein Gruppenangebot, wo sie entlastet und emotional gestützt werden, „und wo sie wenigstens 90 Minuten in der Woche mal Kind sein dürfen, ohne sich Sorgen machen zu müssen über ihre depressive Mutter oder ihren alkoholkranken Vater.“

Quelle: Saarbrücker Zeitung

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