Kinder aus Suchtfamilien suchen mehr Hilfe bei Online-Beratung

BERLIN - NACOA verzeichnet deutlich wachsende Nachfrage durch die Covid-19 Pandemie

Die Covid-19-Pandemie verstärkt die Not der Kinder aus suchtbelasteten Familien und macht deutlich: viele hilfebedürftige Kinder und Jugendliche sind nur online erreichbar. NACOA, die Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche aus Suchtfamilien, verzeichnete während des Lockdowns und in den Monaten danach in seinen Online-Angeboten deutlich mehr Anfragen von Betroffenen 

Die Covid-19-Pandemie hat den Alltag vieler Menschen spürbar verändert. Auch Kinder aus suchtbelasteten Familien sind und waren von den Auswirkungen der Pandemie stark betroffen - durch Schließungen von Schulen und anderen Einrichtungen, durch Homeoffice oder Arbeitsplatzverlust der Eltern.

Während die Aufforderung „Bleiben Sie zuhause“ für einige Menschen spannende neue Erfahrungen mit sich brachte, bedeutete sie für Kinder aus suchtbelasteten Familien eine andauernde Zeit äußerster Anspannung bei gleichzeitigem Wegfall an Möglichkeiten der Entspannung.

Die Kontaktbeschränkungen während der Covid-19-Pandemie verschärften die angespannte Lage in den Elternhäusern, was sich in einem merklichen Anstieg von Beratungsanfragen verzweifelter Kinder und Jugendlicher widerspiegelte. Allein in den Monaten März und April verdoppelte sich die Anzahl der E-Mails, die Anzahl der begleiteten Kinder und Jugendlichen stieg um knapp 40%.

Die ratsuchenden Kinder und Jugendlichen litten zuhause unter der zunehmend aggressiven Atmosphäre, Gewalt und sozialer Isolation. Sorgen um Infektionsrisiken und durchlebte Erkrankungen führten zu erheblichen psychischen Belastungen, nicht selten zu schweren Depressionen. Ausweich- und Entlastungsmöglichkeiten ergaben sich in dieser Phase kaum. Online-Korrespondenz und Chats boten nicht selten die einzigen, wenigen Außenkontakte, wodurch dem Onlineberatungsangebot eine enorm wichtige Bedeutung zukam.

Insbesondere für junge Menschen ist die Nutzung von Mobiltelefon und Tablett im Alltag eine Selbstverständlichkeit, doch erfuhr die Onlineberatung im Zuge der covid-19-bedingten Kontaktbeschränkungen eine beachtliche Zunahme an Bedeutung. Die Zahl der stetig steigenden Anfragen belegt, dass auch nach der Lockerung der Kontaktbeschränkungen dieses Angebot mit seinem die Anonymität gewährenden Rahmen und der Verfügbarkeit zu jeder Tageszeit und jedem Ort den Bedürfnissen der Zielgruppe sehr entspricht. Auch nach der teilweisen Rückkehr zum Normalbetrieb nahm die Anzahl der ratsuchenden Klienten beispielsweise im August 2020 um 31% im Vergleich zum Vorjahr zu, die Anzahl der Mailanfragen um 21% und der Bedarf an Einzelchats sogar um 38%.

Um angemessen auf die Not zahlreicher Kinder und Jugendlicher in suchtbelasteten Familien zu reagieren, ist Onlineberatung per Mail und Chat ein sehr probates Angebot, dessen Ausbau durch eine verlässliche Finanzierung dringend geboten ist. Die zu leistende Beratungsarbeit ist aktuell nur durch zusätzlichen ehrenamtlichen Einsatz möglich.

geschrieben am 28.09.2020

Quelle: das Team der NACOA Online-Beratung

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