Presekonferenz zum Auftakt der COA-Aktionswoche 2024. Foto: NACOA Deutschland/Hauke Dressler

COA-Aktionswoche 2024 gestartet

Mit einem neuen Rekord an gemeldeten Veranstaltungen startet die diesjährige COA-Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasten Familien vom 18. bis zum 24. Februar. 150 Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet machen auf die Situation der rund drei Millionen Kinder in Deutschland, die mit mindestens einem suchtkranken Elternteil aufwachsen. Organsiert wird die Aktionswoche von NACOA Deutschland, der Interessenvertretung von Kindern aus suchtbelasteten Familien. Das Ziel: Den vergessenen Kindern eine Stimme geben. Schirmherr der diesjährigen Aktionswoche ist der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert, der gemeinsam mit NACOA Vorstandsmitglied Christina Reich und dem NACOA Schirmherren Max Mutzke auf einer Pressekonferenz im Bundesgesundheitsministerium die Aktionswoche einläutete.

„Wir und alle Organisationen und Einrichtungen, die mitmachen, brechen in diesen Tagen das Schweigegebot, das in vielen betroffen Familien herrscht“, erklärte NACOA-Vorstandsmitglied Christina Reich anlässlich der Pressekonferenz. „Wir sind Millionen und wir wollen uns Gehör verschaffen“, erklärte sie mit Blick auf das diesjährige Motto. Dies gelte auch gegenüber der Politik. Zwar gebe es bei Fachpolitikern mittlerweile ein großes Problembewusstsein, erklärte Reich. Aber außerhalb der Fachpolitik gelte zum Beispiel Alkohol vor allem als ein Kulturgut, mit dem man sich gerne in der Öffentlichkeit zeigt.

Dieser Umgang mit dem Thema habe auch Folgen für die Finanzierung von Angeboten für die betroffenen Kinder und Jugendlichen. Es gebe noch immer viel zu wenige davon, die meisten existierenden seien projektfinanziert, was immer wieder Unsicherheit in die Einrichtungen bringe, weil nicht sicher sei, dass Anträge auch bewilligt werden. „Wir brauchen mehr Geld auf allen Ebenen für diese Arbeit und sichere regelfinanzierte Angebote möglichst in allen Kommunen. Davon sind wir noch weit entfernt. Das Netz der Hilfe muss dichter und sicherer werden“, erklärt Reich.

Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, erklärte: „Fast drei Millionen Kinder wachsen mit einem suchtkranken Elternteil auf. Ohne Hilfe ereilt sie viel zu häufig ein ähnliches Schicksal wie ihre Eltern: Zwei von drei Kindern aus suchtbelasteten Familien werden später selbst suchtkrank oder sind psychisch beeinträchtigt. Die COA-Aktionswoche und die Wanderausstellung geben diesen Kindern eine Stimme. Es ist wichtig, dass diese Kinder gesehen und gehört werden, dass sie besser geschützt werden und dass sie Hilfe bekommen. Jeder kann hier helfen - Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, Lehrer, Ärzte – und zeigen: Ich bin da und bleibe, wenn du mich brauchst!“

Es sei aber auch seit Jahren eine Herausforderung, dass Kinder und Jugendliche sichere, niedrigschwellige Angebote und Hilfen Angebote finden. „Deshalb ist es ein großer Fortschritt, dass wir mit „Hilfen im Netz“ von NACOA und KidKit seit Oktober 2023 endlich bundesweit und niedrigschwellig eine Erstberatungsplattform im Netz haben. Das ist eine große Gemeinschaftsleistung vom Bundesministerium für Gesundheit und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, für die ich Bundesminister Karl Lauterbach und Bundesministerin Lisa Paus großen Dank ausspreche. Wir müssen aber ebenso Hilfsangebote vor Ort ausbauen und unterstützen. Ich appelliere deshalb an Länder, Kommunen und Krankenkassen, hier eine stabile und dauerhafte Finanzierung zu ermöglichen.“

Auch der Sänger und NACOA-Schirmherr Max Mutzke war bei der Pressekonferenz anwesend und beschrieb die Reaktionen der Umwelt, wenn er über seine Kindheit mit einer alkoholkranken Mutter spricht. Er treffe oft auf Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hätten. Wenn er seinen Song „Hier bin ich Sohn“, in dem es um seine alkoholkranke Mutter geht, singt, sieht er im Publikum oft Tränen fließen.  „Musik hat eine Energie, die direkt ins Herz trifft“, weiß Mutzke. Deshalb sollten gerade auch die Kinder aus suchtbelasteten Familien die Chance haben, ihre Gefühle auszudrücken., zum Beispiel über Musik. Wichtig sei, dass es Orte und Einrichtungen gäbe, an denen sie unbelastet von den Problemen zu Hause Spaß haben und sich frei entfalten können.

Max Mutzke ist auch einer der Protagonisten der Fotoausstellung  „Gesicht zeigen – Was erwachsene Kinder aus suchtbelasteten Familien stark gemacht hat.“ Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem renommierten Fotografen Hauke Dressler und erzählt die Geschichten zehn „erwachsener Kinder“ unterschiedlichen Alters, die trotz der Erfahrung der elterlichen Sucht auf ganz unterschiedliche Weise zu starken Menschen geworden sind. Hierbei reicht der Bogen von einer FASD-Betroffenen über einen Priester, einem stolzen weiblichen Fan von Hertha BSC, bis zu einer einer jungen Tänzerin.  Die Ausstellung widmet jedem Menschen zwei Roll-Ups mit einem großen Portrait, einem kurzen Text und einem Link zu einem Interview, das mit dem Menschen geführt und auf dem NACOA-YouTube-Kanal veröffentlich wurde. Hinzu kommen vier weitere Aufsteller mit Informationen zum Thema, zu NACOA und zu Hilfsangeboten. Die insgesamt 24 Roll-Ups sind als Wanderausstellung konzipiert und werden bis zum 1. März in zwei Bibliotheken in Berlin gezeigt. Danach steht sie gegen eine Schutzgebühr zum Verleih bereit.

Alle Veranstaltungen und weitere Informationen finden Sie unter  www.coa-aktionswoche.de

Rückfragen bitte an Stephan Kosch unter 0179/6673780 oder kosch@nacoa.de

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