Bundesdrogenbeauftragte: "Wir müssen uns viel mehr als bisher um die Kinder suchtkranker Menschen kümmern."

BERLIN - Der Bundesdrogenbericht 2017 widmet dem Thema „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ ein Sonderkapitel. Darin wird die Zahl der betroffenen Kinder, die einen alkohol- oder drogenabhängigen Elternteil haben, auf Basis einer konservativen Schätzung mit mindestens drei Millionen Kindern angegeben, wobei von einer erheblichen Dunkelziffer und somit von einer noch höheren Gesamtzahl betroffener Kinder auszugehen sei. Erstmals wurde im Bereich der Verhaltenssüchte eine Schätzung der Kinder von glücksspielsüchtigen Eltern veröffentlicht, deren Zahl im Drogenbericht mit 37.500 bis 150.000 angegeben wird. Zahlen über Kinder von Eltern, die unter anderen Verhaltenssüchten leiden, wie z. B. Kaufsucht oder Online-Sucht, liegen in Deutschland bislang nicht vor.

In ihrer Presseerklärung anlässlich der Vorstellung des Bundesdrogenberichts erklärte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU): „Suchtpolitik darf nicht bei den Suchtkranken selbst enden. Wir müssen uns viel mehr als bisher um die Kinder suchtkranker Menschen kümmern. Wenn wir die betroffenen Kinder nicht unterstützen, entwickelt ein Drittel von ihnen selbst eine Suchterkrankung und ein weiteres Drittel eine andere psychische Störung." Mortler zog daraus vor der Bundespressekonferenz ihr Fazit: "Es muss endlich Schluss sein damit, dass diese Kinder permanent durch unser Raster rutschen, dass sich keiner für sie verantwortlich fühlt."  Die Drogenbeauftragte forderte Bund, Länder und Kommunen auf, ihre Hausaufgaben zu machen: "Wir brauchen funktionierende Netzwerke und klare Ansprechpartner in den Städten und Gemeinden – und das nicht nur punktuell, sondern flächendeckend. Wir müssen die Länder gewinnen, den Aufbau dieser Strukturen finanziell zu unterstützen. Und der Bund muss die Frage beantworten, wie die Sozialsysteme zum Wohle dieser Kinder noch besser zusammmenwirken können."

Mortler hatte das Thema "Kinder aus suchtbelasteten Familien" zu ihrem Jahresschwerpunkt 2017 gemacht und bereits auf ihrer Jahreskonferenz im Juni erklärt, dass sie sich über den Tag hinaus für die Kinder suchtkranker Eltern politisch engagieren wolle. Kurz vor Ende der Legislaturperiode hatte der Bundestag die Einsetzung einer zeitlich befristeten interdisziplinären Arbeitsgruppe beschlossen, die dem Parlament bis Juli 2018 berichten soll, wie Schnittstellenproblem zwischen den verschiedenen Sozialgesetzbüchern beseitigt und Hilfen für psychisch krenke und suchtkranken Familien verbessert werden können. 

Quellen: www.drogenbeauftragte.de, Nachricht von NACOA

Drogenbericht der Bundesregierung 2017 als PDF

Bericht in der ARD Tagessschau (ab Minute 12'04) hier

Bericht in ZDF heute (ab  Minute 15'26) hier

Vergleiche auch:
NACOA Neuigkeit vom 20.06.17
NACOA Neuigkeit vom 22.06.17 
NACOA Neuigkeit vom 07.08.17

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