28.08.15 Düsseldorf: Bundesdrogenbeauftragte: Kein Alkoholverkauf nach 22 Uhr

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), hat sich dafür ausgesprochen, den Verkauf von Alkohol ab 22 Uhr zu verbieten. Dieser Vorschlag stößt beim evangelischen Fachverband für Suchtkrankenhilfe „Blaues Kreuz in Deutschland" (Wuppertal) auf große Zustimmung. Mortler hatte in einem am 28. August veröffentlichten Interview mit der Zeitung „Rheinische Post" (Düsseldorf) ein gesellschaftliches Umdenken im Umgang mit Alkohol gefordert. 2,6 Millionen Kinder lebten in einer suchtbelasteten Familie. Von ihnen wohnten rund 2,5 Millionen in Alkoholiker-Haushalten. Mortler: „Das ist nicht hinnehmbar." Deswegen sei sie für eine Verkaufssperre. In Baden-Württemberg habe sich diese Regelung bewährt. Sie halte Jugendliche vor übermäßigem Konsum ab, und die Zahl der „alkoholbedingten Delikte" sei zurückgegangen. Baden-Württemberg verbietet den Alkoholverkauf zwischen 22 und 5 Uhr. Die Drogenbeauftragte forderte ferner, dass Alkohol und Tabak während der Schwangerschaft „absolut tabu" sein müssten. Derzeit kämen deshalb jährlich 2.000 Neugeborene schwer geschädigt zur Welt; sie seien lebenslang auf Hilfe angewiesen. Das gesamte Gepräch mit der Bundesdrogenbeauftragten gibt es hier.

Bundesregierung will es sich nicht mit der „Alkohol-Lobby" verderben

Der Bundessekretär beim Blauen Kreuz in Deutschland, Jürgen Naundorff (Wuppertal), sprach gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea von einem wichtigen und erfreulichen Signal. Es sei längst überfällig, das nächtliche Alkoholverbot in allen Bundesländern durchzusetzen: „Es ist sehr erfreulich, dass auch die Drogenbeauftragte dies in die Debatte einbringt." Er hoffe, dass die guten Erfahrungen von Baden-Württemberg andere Bundesländer motivieren, nachzuziehen. Aber auch wenn Mortlers Anregung sehr positiv zu werten sei, so müssten noch viele weitere Schritte folgen. So zögere beispielsweise die Bundesregierung, die Alkoholsteuer zu erhöhen, weil sie es sich nicht mit der „Alkohol-Lobby" verderben wolle. Ein solcher Beschluss könne Studien zufolge den missbräuchlichen Alkoholkonsum weiter senken, so Naundorff.

Siehe auch Neuigkeiten vom 28.07.15

Quellen: RP Online, Alkoholpolitik.de, idea.de
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