23.03.11 Magedburg: Neues AWO Projekt für Kinder aus Suchtfamilien

Im Rahmen eines Modellprojekts zu den Gesundheitszielen des Landes will der AWO Kreisverband Magdeburg e.V. mit Unterstützung zahlreicher Kooperationspartner die Kinder suchtkranker Eltern erreichen und stark machen.

Im Vordergrund des Projektes „Halt für Euch! Wir sind zur Stelle!" steht die Prävention, damit Kinder von Suchtkranken rechtzeitig die Chance bekommen, sich aus festen Rollenmustern zu lösen. Um in ihrem späteren Leben schwierige Situationen besser bewältigen zu können, ohne dabei selbst suchtkrank zu werden, haben - abweichend von der bisherigen Praxis – jetzt auch Mädchen und Jungen Zugang zur Suchtberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt in Magdeburg-Buckau. An jedem Mittwochnachmittag steht die Einrichtung Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren als vollwertigen, bedürftigen Klienten offen. „Es bedarf ambulant therapeutischer Einzelgespräche, um traumatische Erfahrungen, die in fast jeder suchtkranken Familie auftreten, gemeinsam zu verarbeiten", erklärt Sandra Lösecke von der AWO-Suchtberatungsstelle. Ergänzend dazu sollen durch altersspezifische, kontinuierliche Gruppenangebote tragfähige Beziehungen zu anderen Kindern und Erwachsenen aufgebaut werden. „Auf diese Weise bekommen die Kinder Gelegenheit, ihre negativen Erfahrungen mit Betroffenen auszutauschen. Sie werden merken, dass sie nicht allein sind mit ihren Problemen, sondern andere in gleichen oder ähnlichen Situationen leben", so die AWO-Mitarbeiterin. Sie hofft, dass sich in der Gruppe ein offener Austausch zum Tabuthema „Sucht" entwickelt und vorhandene Schuldgefühle und Rollenfixierungen miteinander aufgearbeitet werden. Wichtig sei Regelmäßigkeit, die viele Kinder in ihren Familien nicht oder nicht mehr erfahren. In der offenen Gruppe könne ein regelmäßiges Angebot in Anspruch genommen werden. Sie biete zudem eine Möglichkeit, aus der sozialen Isolation auszubrechen.

„Wir wollen die Kinder und Jugendlichen dabei unterstützen, sich aus der Abhängigkeit zu ihren suchtkranken Eltern zu befreien, um mit ihren Gefühlen besser umgehen und eigene Potentiale entwickeln zu können und damit Schutzfaktoren aufzubauen. Besonders wichtig ist, trotz der angestrebten Befreiung auch die Eltern in das Geschehen der Gruppe einzubeziehen. Den Kindern soll klar werden, dass ihre Eltern nicht ‚schlecht', sondern krank sind, und den Eltern muss erklärt werden, dass wir uns in unserer Arbeit als Assistenten der Eltern in dem Prozess der Erziehung der Kinder sehen und nicht als Elternersatz", beschreibt Gerrit Herder ein Anliegen der „Haltestelle für Kinder suchtkranker Eltern". Präventives Ziel des Projektes ist, dass die Kinder später nicht selbst in eine Abhängigkeit geraten.

Die „Haltestelle für Kinder suchtkranker Eltern" wird durch dieGesellschafter.de, eine Initiative der „Aktion Mensch", gefördert. Das Vorhaben wurde auf der 5. Landesgesundheitskonferenz Anfang Februar 2011 offiziell als Modellprojekt zum Gesundheitsziel „Senkung des Anteils an Rauchern in der Bevölkerung und der alkoholbedingten Gesundheitsschäden auf Bundesdurchschnitt" berufen. Sachsen-Anhalt hatte 1998 als erstes neues Bundesland auf Initiative des Gesundheitsministeriums eigene Gesundheitsziele unter dem Motto „Vorsorgen für Sachsen-Anhalt" formuliert. Aktuell gibt es fünf Ziele und 60 Modellprojekte. Die anderen vier Ziele sind: die Verbesserung der Zahngesundheit der Bevölkerung auf Bundesdurchschnitt, das Erreichen eines altersgerechten Impfstatus bei über 90 Prozent der Bevölkerung, die Verbesserung des Bewegungsverhaltens sowie die Förderung einer gesunden Ernährung.

Ansprechpartner:
AWO, Frau Lösecke, Herr Herder, Tel: 0391/ 406 80 58
LVG, Frau Ferner, Tel: 0391/ 83 64 111

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