16.04.10 Berlin: Stiftung für das behinderte Kind macht Prävention mit dem Brauerbund

Nachdem die Stiftung für das behinderte Kind Anfang April die Medienkampagne "Mein Kind will keinen Alkohol" mit dem weltweit zweitgrößten Alkoholproduzenten Pernod-Ricard gestartet hat (siehe Neuigkeiten vom 8.4.10), kündigt die Stiftung nun eine zweite Kampagne „Aktion 0,0 Promille in der Schwangerschaft“ an, die in Kooperation mit dem Deutschen Brauerbund und unter der Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) und mit Unterstützung der Bundesdrogenbeauftragten Mechthild Dyckmans (FDP) durchgeführt wird. Neben Informationsmaterial für Frauenärzte sollen Beilagen in Fachzeitschriften für Ärzte und Apotheken erscheinen. Außerdem wurde eine Website eingerichtet. Die Stiftung für das behinderte Kind ist Träger des Zentrums für Menschen mit angeborenen Alkoholschäden, das im Februar an der Berliner Charité eröffnet wurde.

Ziel der Kampagne sei es, Frauen im gebärfähigen Alter über die Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft aufzuklären, erklärte der Präsident des deutschen Brauer-Bunds, Wolfgang Burgard. Nur durch eine intensive Aufklärung und Prävention könne langfristig ein Umdenken in der Bevölkerung erreicht werden. 

Im gleichen Atemzug distanzierte sich Burgard von der Forderung, Warnhinweise für Schwangere auf Bierflaschen zu drucken: „Wir deutschen Brauer sind der Überzeugung, dass Schwangere, die zu alkoholhaltigen Getränken greifen, nicht durch Warnhinweise vom missbräuchlichen Verhalten abgehalten werden können“, sagte er. „Wir sehen keine Notwendigkeit in weiteren Verboten, sondern in der Stärkung der Aufklärung.“

In den USA sind Warnhinweise auf Alkoholflaschen seit 1989 gesetzlich vorgeschrieben. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Warnaufdruck zu den Gefahren von Alkohol während der Schwangerschaft von 56 Prozent der Alkohol konsumierenden Frauen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren wahrgenommen wird.  

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen beurteilt jegliche Präventionsarbeit unter Beteiligung der Suchtmittelindustrie in einem Positionspapier als besonders subtile Maßnahme der Konsumförderung und fordert im Sinne der Produzentenhaftung die Erhebung von Pflichtabgaben auf sämtliche legalen Suchtmittel zur Finanzierung dauerhafter und flächendeckender Präventionsarbeit.

Im Zusammenhang mit dem Stichwort Produzentenhaftung sind folgende Zahlen zu nennen: In den Vereinigten Staaten werden die Kosten, die jedes Kind mit einem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) im Laufe seines Lebens im Gesundheits-, Sozial, und Justizsystem verursacht, auf mindestens zwei Millionen U.S. Dollar geschätzt. In Deutschland werden pro Jahr ca.1300 Kinder mit FAS, der schwersten Form alkoholbedingter Behinderungen, geboren. Die Gesamtzahl der Neugeburten mit verschiedensten Ausprägungen Fetaler Alkoholspektrum-Störungen (FASD) wird auf 3000 bis 4000 KInder pro Jahr geschätzt. Für die Folgekosten zahlt die Allgemeinheit.    

Nachricht von NACOA unter Verwendung von www.fasd-zentrum.blogspot.com/ . 

 

Die Zeitschrift "Rausch" verantstaltet eine Umfrage zum Thema "Soll die Alkoholindustrie Prävention betreiben?" Zur Umfrage kommen Sie hier

Das Positionspapier der DHS zur Verwendung von Geldern der Suchtmittelindustrie gibt es hier.

 

Scroll to top