05.09.14 Berlin: NACOA Fachtag: Kindheit in einer Suchtfamilie zieht hohe soziale Kosten nach sich

Kinder, die in suchtbelasteten Familien aufwachsen, haben geringere Chancen, ein gesundes und erfolgreiches Erwachsenenleben zu führen. Diese Einschätzung nahm der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Tobias Effertz vom Institut für Recht der Wirtschaft der Uni Hamburg am Freitag auf der NACOA Jubiläums-Fachtagung in Berlin vor.

In  Deutschland wachsen schätzungsweise 2,65 Millionen Kinder in Elternhäusern auf, in denen Alkoholabhängikeit oder Drogensucht herrschen. Sie leiden in Ihren Elternhäusern unter einer Atmosphäre ständiger Angst und Unsicherheit sowie einem Mangel an emotionaler Zuwendung und Geborgenheit. Häufig kommen Gewalt, Vernachlässigung und Missbrauch hinzu.

Diese gravierenden Belastungen in der frühen Lebensphase haben vielfach lebens­lange negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit und ihren beruflichen Erfolg als Erwachsene, so Effertz. Neben dem damit verbundenen menschlichen Leid erwachsen hieraus auch langfristige gesellschaftliche Kosten.

Effertz selbst hat die direkten und indirekten Kosten des Alkoholkonsums in Deutschland jüngst mit 40,6 Mililarden Euro pro Jahr eingeschätzt. Darin sind die Kosten, die durch die Belastung der Kinder entstehen, noch nicht eingerechnet. Effertz sieht hier noch viele ungeklärte Fragen, die der Fokussierung durch Forschung und Gesundheitspolitik bedürfen.

Amerikanische Studien beziffern die langfristigen Folgekosten bei Kindern aus suchtbelasteten Familien in Form von Gesund­heits­kosten und Produktivitätsausfällen für die USA mit hohen dreistelligen Milliardenbeträgen.

Mit der Fachtagung beging NACOA Deutschland sein zehnjähriges Bestehen. Die  Interessenver­tre­tung für Kinder aus Suchtfamilien setzt sich dafür ein, dass Kinder aus suchtbelasteten Familien beim in Kürze vom Bundestag zu erarbeitenden Präventionsgesetz angemessen berücksichtigt werden. Hilfe für diese Kinder muss flächendeckend und regelfinanziert sein. Schulen und Kindergärten kommt bei dieser Aufgabe eine besondere Schlüsselrolle zu. Ein Positionspapier zum Präventionsgesetz ist den zuständigen Bundesministerien zugegangen und kann hier abgerufen werden.

Eine Zusammenfassung des Vortrages von Dr. Tobias Effertz gibt es hier.

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